Erwartungsmanagement in der Ausbildung – Warum unausgesprochene Erwartungen zu Stolpersteinen im Miteinander werden

Erwartungsmanagement in der Ausbildung - Kommunikation zählt!

In meiner Arbeit mit Ausbilder:innen, Führungskräften und Ausbildungsbeauftragten begegnet mir eine Erkenntnis immer wieder: Die größten Konflikte entstehen nicht aus bösem Willen – sondern aus stillschweigenden Erwartungen. Besonders im Umgang mit der Generation Z im Berufsalltag treffen unterschiedliche Lebenswirklichkeiten aufeinander. Was für die eine Seite vollkommen selbstverständlich erscheint, ist für die andere Seite bisher nicht gelebte Realität.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Erwartungsmanagement in der Ausbildung ist damit längst kein „Nice-to-have“ mehr. Es ist Grundlage für funktionierende Zusammenarbeit, gegenseitigen Respekt und nachhaltige Entwicklung.

Wenn „logisch“ nicht logisch ist

Warum unausgesprochene Regeln nicht funktionieren

Neulich in einem Training: Eine Ausbildende berichtet frustriert von ihrem dualen Studenten. Er kommt regelmäßig erst gegen halb zehn, meldet sich erst auf Nachfrage am Mittag krank – und selbst dann ist noch unklar, ob ein Arzttermin überhaupt stattfindet. Am nächsten Tag verschläft er bis 16 Uhr – der Arzttermin sei „nicht zustande gekommen“.

Als ich nachfrage, ob der Student ihre Erwartungen kennt, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Aber das ist doch logisch, das muss ich doch nicht extra sagen!“

Doch genau da liegt das Problem. Was für die einen „logisch“ ist, basierend auf der eigenen Sozialisierung, Erfahrungen und Werten, ist es für die andere nicht unbedingt. Junge Menschen, gerade aus der Generation Z, bringen andere Prägungen mit. Sie kennen häufig andere Kommunikationsregeln, andere (Arbeits-)Gewohnheiten und müssen sich erst an die neuen Regeln anpassen.

Wer Erwartungen nicht ausspricht, darf sich nicht wundern, wenn sie enttäuscht werden. Mögen sie noch so logisch erscheinen.

Gute Leistung – schlechte Stimmung

Transparenz bei Bewertungskriterien schafft Verständnis

Ein anderer Fall. Ein Ausbildungsbeauftragter bewertet eine Auszubildende am Ende der Zeit in der Abteilung mit einer glatten Zwei. Sie war freundlich, zuverlässig und erledigte ihre Aufgaben gut – aber eben nicht überdurchschnittlich. Die Azubine ist enttäuscht, diskutiert die Bewertung und versteht nicht, warum sie keine Eins bekommt.

Auch hier stellte ich die gleiche Frage: Wurden die Kriterien im Vorfeld klar kommuniziert? Antwort: eher nein.

Erwartungsmanagement in der Ausbildung bedeutet auch: Klarheit darüber schaffen, WONACH bewertet wird.
Nur so können Azubis nachvollziehen, woran sie sind – und Ausbildende ersparen sich lange Diskussionen im Nachhinein. Gleichzeitig ist es eine Einladung zu mehr Selbstverantwortung: Wenn die Maßstäbe bekannt sind, kann ich mich daran orientieren.

Pünktlichkeit als Respektsfrage

Wenn Zeitverständnis zum Streitpunkt wird

Ein Dauerbrenner in meinen Trainings im Ausbildungsbereich ist das Thema Pünktlichkeit – oder besser gesagt: die unterschiedliche Interpretation davon. Viele Ausbildende erleben die Generation Z als unpünktlich – sowohl im Team als auch bei Kundenterminen. Der Vorwurf: Das sei respektlos.

Dabei lohnt sich der Blick auf die Hintergründe: Während frühere Generationen lieber zehn Minuten zu früh waren, um ja nicht zu spät zu kommen, ist die Gen Z mit ständiger digitaler Erreichbarkeit groß geworden. Eine Verspätung wird per Messenger angekündigt, so dass die andere Person die Zeit noch gut nutzen kann – die Erwartung: „Dann ist ja alles geregelt.“

Was fehlt, ist das Verständnis für die Wirkung auf der anderen Seite: Unpünktlichkeit erzeugt den Eindruck von Desinteresse oder Geringschätzung. Auch hier braucht es Kommunikation. Nicht als Vorwurf, sondern als Brücke: „Mir ist Pünktlichkeit wichtig, weil…“

Erwartungen brauchen Worte

Was wir aus diesen Situationen lernen können

Alle drei Beispiele zeigen auf unterschiedliche Weise: Erwartungsmanagement ist eine zentrale Führungsaufgabe in der Ausbildung.
Nicht nur, um Missverständnisse zu vermeiden, sondern auch, um eine gesunde, respektvolle Zusammenarbeit zu ermöglichen. Wer Erwartungen früh und klar formuliert – idealerweise im Dialog – schafft Orientierung, vermeidet Frust und legt den Grundstein für gegenseitiges Verständnis.

Denn: Erwartungen sind keine Einbahnstraße. Sie dürfen – und müssen – ausgesprochen, besprochen und in vielen Fällen gemeinsam ausgehandelt werden.

Fazit zum Erwartungsmanagement in der Ausbildung

Klarheit schlägt „Das ist doch logisch“

Besonders im Zusammenspiel mit der Generation Z im Berufsalltag wird deutlich: Nur weil uns etwas selbstverständlich erscheint, heißt das noch lange nicht, dass es auch bei anderen so ankommt. Wer in der Ausbildung gut führen will, braucht ein feines Gespür für Erwartungen – und die Bereitschaft, sie auszusprechen.

Sie möchten Ihre Ausbildungsleitenden im Erwartungsmanagement, Feedback oder im Umgang mit der Generation Z stärken? Dann informieren Sie sich gerne hier vorab oder sprechen Sie mich gerne direkt unverbindlich an – ich begleite Sie und die Menschen in Ihrem Unternehmen praxisnah und mit viel Erfahrung durch genau diese Themen.

„Friederike Fitzel hat bei uns Schulungen sowohl für Ausbildungsbeauftragte als auch für Auszubildende und dual Studierende durchgeführt. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und können die Schulung uneingeschränkt weiterempfehlen.“
Michaela T.
Personalreferentin Ausbildung, GESOBAU AG
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