Immer wieder wird es deutlich – gerade auch in einem Training mit Führungskräften aus der mittleren Führungsebene erlebt: Führung in der Sandwichposition “Sandwichposition” (also zwischen Führungskraft über einem und mindestens einem Team unter einem) ist nicht nur grundsätzlich, sondern gerade auch im Wandel eine besondere Herausforderung. Oftmals muss diese Gruppe mit Druck von oben umgehen und gleichzeitig die Erwartungen von unten handlen. Und dann ist da noch das Gefühl, ständig zwischen den Stühlen zu sitzen – besonders in Veränderungsprozessen.
Was Sie in diesem Artikel erwartet
In diesem Artikel geht es um die Sandwichposition im Unternehmenswandel, der Ort, an dem Change gelebt (oder blockiert) wird. Viele Führungskräfte fühlen sich in ihrer Rolle alleingelassen.
Sie erfahren im Folgenden, wie Sie souverän mit Druck umgehen, klar und kraftvoll kommunizieren – und dabei nicht auf der Strecke bleiben. Denn: Führung in der Mitte ist anspruchsvoll – aber auch enorm wirksam, wenn man sie bewusst gestaltet.
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Herausforderungen in der Sandwichposition für mittlere Führungskräfte
Führungskräfte in der Sandwichposition sind einer besonders herausfordernden Situation ausgesetzt:
Von oben kommen strategische Entscheidungen, von unten Rückfragen, Sorgen oder auch Widerstand. Besonders in Phasen des Unternehmenswandels kann diese Doppelrolle eine echte Belastungsprobe sein und der oft zu leistende Spagat wird häufig unterschätzt.
- Druck von oben: Neue Strukturen, neue Ziele, neue KPIs – die Erwartungen der Unternehmensleitung steigen, oft ohne konkrete Umsetzungsunterstützung.
- Erwartungen von unten: Mitarbeitende wünschen sich Sicherheit, Orientierung und Mitgestaltung – auch wenn selbst noch vieles unklar ist.
- Vertrauensverlust droht in beide Richtungen: Wer zu sehr „nach oben“ orientiert ist, verliert schnell das Vertrauen der Mitarbeitenden. Wer zu kritisch nach unten kommuniziert, riskiert Reibung mit der Geschäftsleitung.
- Kommunikation auf mehreren Ebenen: Was darf, soll oder muss kommuniziert werden – und wie? Zwischen Informationsweitergabe und Interpretation wird es schnell komplex (siehe auch Punkt 2).
- Emotionale Belastung: Wenn Veränderung Widerstand auslöst – und genau Sie diesen auffangen, moderieren und gleichzeitig selbst verarbeiten müssen (siehe auch Punkt 3).
Gerade im Unternehmenswandel zeigt sich, wie anspruchsvoll diese Herausforderungen der Sandwichposition für mittlere Führungskräfte wirklich sind. Und es braucht mehr als operative Stärke – es braucht Klarheit, Haltung und eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Führungsrolle. Außerdem bietet die Situation eine enorme Chance: Wer diese Spannungsfelder erkennt und aktiv gestaltet, kann viel bewegen – für sich selbst, das Team und den Erfolg des Wandels.
Kommunikation in der Sandwichposition: Zwischen Klarheit, Konflikt und Vertrauen
Kommunikation ist die wichtigste Aufgabe von Führungskräften. Im Change wird sie noch einmal wichtiger. Und schwieriger für diejenigen, die “zwischen den Ebenen” agieren. Denn “so früh wie möglich und so spät wie nötig” ist immer ein Balanceakt und kann zudem auch noch unterschiedlich interpretiert werden. Viele Informationen sind noch im Fluss, noch nicht spruchreif, noch nicht ausgegoren oder gar widersprüchlich.
Typische Spannungsfelder, die Führungskräfte der mittleren Ebene bei der Kommunikation besonders beschäftigen:
- zwischen Transparenz und Zurückhaltung: Nicht alles darf (oder sollte) sofort kommuniziert werden – aber wie gelingt trotzdem Offenheit?
- zwischen Klartext und Motivation: Wie spreche ich ehrlich über das, was schwierig ist, ohne meine Leute zu entmutigen?
- zwischen Vorgabe und Spielraum: Wie viel Deutungshoheit habe ich, wenn ich Entscheidungen „von oben“ vermitteln muss?
- zwischen Informationsflut und Orientierung: Wie filtere ich Wichtiges heraus – und wie bringe ich es verständlich rüber?
Was hilft? Eine klare Haltung zur eigenen Kommunikationsrolle. Ein Bewusstsein dafür, dass Führungskräfte in der Mitte oft die entscheidenden Übersetzer:innen im Wandel sind. Und der Mut, auch mal zu sagen: „Ich habe noch nicht alle Antworten – aber ich bleibe dran.“
Denn: Gute Kommunikation bedeutet nicht, alles zu wissen. Sondern, auch im Ungewissen Verbindung zu halten.
Wichtig ist dabei nicht nur der Dialog mit dem Team, sondern auch der nach oben: Was ist genau gemeint? Wo liegen die Prioritäten? Wer hier klärend nachfragt, reduziert Unsicherheit – für sich selbst und andere. Auch Anmerkungen, berechtigte Vorbehalte oder Widerspruch aus dem Team sollten Gehör finden – sie gehören zum Commitment-Prozess, denn Commitment entsteht durch Partizipation. Wertvolle Beiträge und Überlegungen sollten nicht verloren gehen sondern kommuniziert werden.
Kommunikation in der Sandwichposition ist ein echter Balanceakt – und gleichzeitig ein unterschätzter Hebel für Wirksamkeit.
Stress und emotionale Belastung bri Führung in der Sandwichposition im Wandel
Und dann gibt es da noch einen Punkt, über den weniger gerne geredet wird: Zwei ganz aktuelle Fälle aus einem Training zeigen, wie belastend die Situation “zwischen den Stühlen” sein kann: “Ich weiß bereits, dass ich zwei Teammitgliedern kündigen muss, aber ich darf das noch nicht sagen.” “Ich habe am Freitag ein Kündigungsgespräch am Ende der Probezeit. Die weiß noch nicht, dass sie gehen muss. Es gab keine Vorwarnung und ich durfte nichts sagen, weil meine Chefin Angst hatte, die Person kommt dann nicht mehr.”
Solche Situationen sind belastend. Besonders, weil sie das Vertrauen aller anderen Teammitglieder in die Führungskraft langfristig schwächen und die Unsicherheit verstärken. “Du wusstest das und hast es uns nicht gesagt?”, “Oh je, nächste Woche kann es auch mich aus heiterem Himmel erwischen.” Hier hilft, Punkt 2 ⬆️: mutig kommunizieren.
Außerdem treten oft folgende Spannungsfelder auf:
- Dauerhafte Anspannung: Immer „on“, selten Pause – und kaum Zeit, die eigene Rolle zu reflektieren.
- Gefühl der Ohnmacht: Entscheidungen werden getroffen, ohne Beteiligung – trotzdem soll man sie vertreten.
- Rollenkonflikte: Einerseits Führungskraft, andererseits Kolleg:in auf Augenhöhe – das zerrt.
- Emotionale Doppellast: Eigene Unsicherheit + die des Teams auffangen – das geht an die Substanz.
- Mangel an Anerkennung: Viel Verantwortung, wenig Sichtbarkeit – das zermürbt auf Dauer.
Viele Führungskräfte in der Sandwichposition des mittleren Managements berichten von Erschöpfungssymptomen, innerem Rückzug oder dem Wunsch, „einfach mal rauszukommen“. Umso wichtiger ist es, den eigenen Stress nicht nur auszuhalten, sondern ihm aktiv zu begegnen, indem Strategien entwickelt und angewandt werden, die dem Einzelnen helfen. Resilienz ist nicht umsonst ein Thema, das weiter an Bedeutung gewinnt!
Tipps für Führung in der Sandwichposition: Was helfen kann
Bei aller Belastung: Es gibt Wege, die den Stress reduzieren können. Hier ein paar bewährte Ansätze aus der Praxis:
- Eigene Rolle klären: Was liegt in meinem Einflussbereich – und was nicht? Rollenklarheit entlastet.
- Akzeptanz gegenüber dem, was ich nicht ändern kann – ein erster und sehr wichtiger Schritt!
- Kommunikation bewusst gestalten: Lieber ehrlich sagen „Ich weiß es (noch) nicht“, als beschönigen. Vertrauen entsteht durch Authentizität.
- Mit Unsicherheit umgehen lernen: Veränderung ist selten eindeutig. Wer das akzeptiert, kommt besser durch Übergangsphasen.
- Selbstführung stärken: Pausen einplanen, Routinen hinterfragen, eigene Grenzen ernst nehmen – das ist kein Luxus, sondern notwendig.
- Sich vernetzen: Austausch mit anderen Führungskräften tut gut – zum Sortieren, zum Reflektieren, zum Durchatmen und zum Feststellen: Anderen geht es ähnlich!
- Kraftquellen kennen: Was gibt Energie? Was zieht sie ab? Wer das weiß, kann gezielter steuern.
- Mut zur Lücke: Nicht alles perfekt machen wollen. Veränderung ist ein Prozess, keine Kür.
- Unterstützung suchen: Mentoringprogramme nutzen, Coaching in Anspruch nehmen oder entsprechende Weiterbildungen besuchen.
Diese Tipps für Führung in der Sandwichposition sind kein Patentrezept – aber sie sind ein Ausgangspunkt für den besseren Umgang mit dem eigenen Überforderungsgefühl, dem Druck und/oder der Erschöpfung.
Fazit: Handlungsimpulse für Führungskräfte im Wandel
Das Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen oder permanent einen Spagat leisten zu müssen – viele Führungskräfte im mittleren Management kennen es nur zu gut. Besonders im Unternehmenswandel wird diese Sandwichposition zur echten Bewährungsprobe.
Doch genau hier liegt auch eine große Chance: Wer Kommunikation klar und kraftvoll gestaltet, die eigene Rolle reflektiert und gut für sich sorgt, schafft Stabilität – für sich selbst und für andere.
Führung in der Sandwichposition im Wandel heißt nicht, alle Antworten zu haben – sondern präsent zu bleiben, Haltung zu zeigen und aktiv zu gestalten. Das mittlere Management ist kein Bindeglied – es ist ein entscheidender Hebel. Nutzen wir ihn.
Sie wünschen sich Unterstützung? Melden Sie sich gerne unverbindlich bei mir (klick) und wir schauen, was es braucht, um besser durch den Change zu navigieren!
